Die Liebe als Erfüllung des Gesetzes

Mit besonderer Beachtung Römer 13,10 

 

Liebe Brüder und Schwestern

 

Einführung

Die Liebe wird oft angeführt als das Bestimmende unseres Lebens. Gerade wenn es sich um die Frage handelt, wie man leben soll, wird oft die Liebe als bestimmendes Prinzip genannt. Wenn ein bestimmter Akt aus Liebe gemacht wird, halten vielen diesen für gut. Die Liebe wird so das bestimmende Prinzip in der Frage, ob etwas gut ist oder falsch. Wenn Leute von der Liebe getrieben etwas machen oder wenn sie sich lieben, darf keiner etwas dagegen sagen. Gott ist Liebe und somit ist alles was Menschen aus Liebe machen gut. Das ist eine häufig gehörte Denkart.

Es wäre gut, diese Denkart mal von der Bibel her – das Wort des Gottes der Liebe ist – zu beachten.  Dabei kommt dem, was wir in Römer 13,10 lesen, eine große Rolle zu. Es wäre gut, diesen Vers mal näher anzuschauen und zu sehen, was er in seinem Zusammenhang und im Zusammenhang der ganzen Schrift bedeutet. Danach können wir auch sehen, was die Bedeutung für uns heutzutage ist. Wir lesen in Römer 13,10 in der Luther-Übersetzung: „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.“

 

Der Kontext 

Im 12. Kapitel des Römerbriefs findet man verschiedene praktische Weisungen für ein christliches Leben. Aus der Beziehung zu Christus heraus leben, heißt für sündige Menschen auch, sich zurechtweisen zu lassen. Man findet viele solcher Weisungen und Zurechtweisungen im 12. Kapitel. Diese werden auf auffällige Weise zusammengefasst im letzten Vers des Kapitels: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (12,21)

Das Böse heißt alles, was gegen den Herrn und seinen Willen streitet. Das Böse widerstrebt der Liebe Gottes und der Liebe für Gott. Somit ist das Böse auch alles, was dem Nächsten schadet. Gerade das Böse ist so spürbar da in der Welt. Die Ursache für diese Feststellung ist, dass wir uns für den Teufel, der somit auch der Böse genannt wird, entschieden haben. Deutliche Beispiele dafür sind 1. Johannes 2,13-14 und 5,18-19.

2,13-14: „Ich schreibe euch Vätern; denn ihr kennt den, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch jungen Männern; denn ihr habt den Bösen überwunden. Ich habe euch Kindern geschrieben; denn ihr kennt den Vater. Ich habe euch Vätern geschrieben; denn ihr kennt den, der von Anfang an ist. Ich habe euch jungen Männern geschrieben; denn ihr seid stark, und das Wort Gottes bleibt in euch, und ihr habt den Bösen überwunden.“

5,18-19: „Wir wissen, daß, wer von Gott geboren ist, der sündigt nicht, sondern wer von Gott geboren ist, den bewahrt er, und der Böse tastet ihn nicht an. Wir wissen, daß wir von Gott sind, und die ganze Welt liegt im Argen. “

Der Teufel ist der Böse, der darauf bedacht ist, zu schaden. Er ist dermaßen schlecht, dass dies sein inhärenter Wille ist. Er weiß, dass Gottes Wille gut ist, auch für die Schöpfung gut ist. Der Teufel will zerstören. Auch für den Mensch ist der Teufel schlecht. Er leitet uns auf den falschen Weg. Wir müssen gerade das, was von dem Teufel herkommt und nach dem Sündenfall auch in unser Herz hereingekommen ist, mit dem Guten  bekämpfen. Und was wirklich gut ist, können wir nur bei Gott herausfinden. Jesus sagt, dass Gott als einziger gut ist und dass man deshalb bei Ihm sein muss um zu wissen was gut ist. Er zeigt dabei auch auf Gottes Gebote. Siehe Matthäus 19,17.

In Römer 13 wird zuerst über den Gehorsam der Obrigkeit gegenüber als Gottes Wille gesprochen. Darauf folgt:

„Seid niemandem etwas schuldig, außer, daß ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Denn was da gesagt ist: ‚Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren‘, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefaßt: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.“ 13,8-10

Wir sehen, dass der Heilige Geist großen Wert auf die Liebe legt. Die Liebe wird sogar die Erfüllung des Gesetzes genannt. Gerade hier sieht man, wie wichtig die Liebe ist.

 

Was ist die Liebe?

Ist die Liebe ein Gefühl, das man hat? Ist die Liebe das, was wir für gut halten für uns und für andere? Ist die Liebe das, wobei wir und auch andere in ihren Umstände sich wohl fühlen? So denken in unserer Zeit viele.

Aber wenn wir von der Liebe sprechen, müssen wir bei Gott als unserem Schöpfer anfangen. Die Liebe kommt von Gott. Die Liebe hat ihre Quelle nicht in uns. Die Liebe, die auf ganz besondere Weise in der Erlösung auf uns zukommt und uns darin unterrichtet, unseren Nächsten zu lieben, kommt von Gott her. Wir lesen es ganz klar in 1. Johannes 4,10-11: „Darin besteht die Liebe: nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden. Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben.“

Das heißt, dass wir, wenn es um Liebe geht, Liebe die sich gerade auch in der Weise äußert wie wir mit dem Nächsten umgehen, bei der Frage anfangen sollen, was Gottes Wille ist. Er ist Liebe und Er ist es, der uns vorlebt was Liebe ist. Die Liebe ist gerade für uns ein Auftrag. Es kommt nicht aus unserem Herzen herauf, sondern wir müssen es erst lernen. 

Das erste ist, dass wir Gott lieben sollen. Die zehn Gebote fangen an mit den vier Geboten von der Anbetung des Herrn als den einzigen Gott. Das genau die Liebe des Herrn aus ganzem Herzen das erste und bestimmende ist, tritt deutlich hervor in dem ersten Gebot und in der Zusammenfassung die Jesus Christus selbst von Gottes Geboten gibt: 

„Du sollst keine andere Götter haben neben mir.“ 2. Mose 20,3

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot.“ Matthäus 22,37-38

Eine wichtige Frage ist, wie man die Liebe zu Gott als erste und bestimmende Form in seinem Leben macht. Wir sehen in Gottes eigenem Wort, dass Liebe als Auftrag heißt, dass wir Gottes Willen in unserem Leben tun. Diesen Willen kennen wir aus dem, was uns Gott selber sagt. Wir finden das in der Bibel. Seine Gebote nehmen in diesem Zusammenhang einen ganz besonderen Platz ein. Mit diesen Geboten lehrt der Herr uns, was sein Wille ist und was gut für uns und unseren Nächsten ist. Im Wort Gottes sieht man eindeutig, dass die Liebe und sein Gesetz alles mit einander zu tun haben. Wir dürfen sein Gesetz nicht von der Liebe trennen.

Im folgenden Absatz gebe ich zwei Beispiele aus der Bibel, wo der Geist klar den Zusammenhang zwischen echter Liebe und Gottes Gesetz andeutet. 

  1. Mose 6,4-9: „Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst. Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore.“

Johannes 15,9-12: „Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde. Das ist mein Gebot, daß ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe.“

Wir sehen hier, dass Gott diejenigen liebhaben, die sich in dem Leben nach seinem Wille einsetzen, und dass daraus auch die Liebe zu unserem Nächsten entsteht. Auch das ist ein Gebot, das wir lernen müssen. Etwas, das nicht aus unserem Herz kommt. Dies geht so weit, dass wir aus der Liebe von und zu Gott sogar lernen müssen, unseren Nächste zu lieben, wenn er unser Feind ist.

Wir lesen das zum Beispiel in Matthäus 5,44-48: „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über  Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“

  1. Johannes 2,7-11: „Meine Lieben, ich schreibe euch nicht ein neues Gebot, sondern das alte Gebot, das ihr von Anfang an gehabt habt. Das alte Gebot ist das Wort, das ihr gehört habt. Und doch schreibe ich euch ein neues Gebot, das wahr ist in ihm und in euch; denn die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint jetzt. Wer sagt, er sei im Licht, und haßt seinen Bruder, der ist noch in der Finsternis. Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht, und durch ihn kommt niemand zu Fall. Wer aber seinen Bruder haßt, der ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wo er hingeht; denn die Finsternis hat seine Augen verblendet.“

Es ist ganz klar, dass die Liebe das größte Gebot ist, das vom Herrn zu uns kommt. Eine Liebe, die nicht aus uns ist, sondern die wir durch seinen Geist und seine Gnade lernen müssen. In dem Christus uns als Bild Gottes vorausging. Die Liebe ist das größte Gebot und als solches auch die Erfüllung des Gesetzes. Bevor ich wieder zurückkehre zur Liebe als Erfüllung des Gesetzes, möchte ich noch einiges über die Bedeutung der Gebote Gottes sagen, anhand der bereits genannten Bibelabsätze.

Wir werden oft mit der Idee konfrontiert, dass es Liebe ist, wenn man das Vorgehen bestimmter Personen gutheißt, wenn sie sich dabei nur wohl fühlen. Es sind dann die Umstände, die bestimmen was gut ist. Oder wir heißen gut was sich gut anfühlt. Oft ist vor allem der Zeitgeist bestimmend in diesen Fragen.

 

Situationsethik – Leben nur nach eigenes Gefühl?

Einer der großen Männer die verteidigt haben, daß die Situation bestimmend ist für wie man sich zu verhalten hat, und nicht ein feststehendes Gebot, ist J. Fletcher.[1] Er wird oft der Vater der Situationsethik genannt.[2] Heutzutage seht man Fletcher auch als zur Kategorie des ethischen Relativismus gehörend.[3]

Fletcher zufolge ist die Liebe jetzt das einzig übriggebliebene Gebot. Die Liebe ersetzt das Gesetz und somit die konkrete Gebote. Das ist nach Fletcher die Bedeutung der Liebe als Erfüllung des Gesetzes. Die Folge ist, daß Liebe etwas unfaßbares wird. Die Liebe wird etwas, das in eine bestimmte Situation für jemanden am besten fühlt. Die Liebe wird eher ein Gefühl, das man so haben kann als das es wirklich das Gute und ein guter Maßstab für unseres Leben ist.

Diese Denkart paßt gut zu dasjenige, das in unserer Zeit viele als das Gute sehen. Das ist nur dasjenige was einer als Liebe empfindet und von ihm und andere den er im Alltag begegnet somit als das Gute empfunden wird. Das ist ihre Wahrheit. Dann mag es sehr gut klingen, daß man die Liebe als Maßstab hat, aber in Wirklichkeit hat so jeder sein eigener Maßstab und seine Umschreibung von Liebe. Deshalb ist es so wichtig zu beachten, was der Einzige der gut ist und Liebe ist uns lehrt über was gut ist und was Liebe ist. Darum ist es notwendig von Gottes Wort heraus zu besehen, was es bedeutet, daß die Liebe des Gesetzes Erfüllung ist.

 

Erfüllung 

In einige Punkten möchte ich jetzt andeuten was es bedeutet, dass die Liebe die Erfüllung des Gesetzes ist.

  1. Das Wort Erfüllung deutet auf voll werden hin. Erfüllung heißt nicht, dass etwas ersetzt wird. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, was Jesus in Matthäus 5, 17-19 sagt, wenn er beschuldigt wird, dass er Gottes Gesetz abschaffe. Dann lesen wir: „Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.“

Es ist also nicht so, dass die Liebe Gottes Gebote ersetzt. Liebe und Gesetz stehen nicht gegen einander. Die Liebe erfüllt Gottes Gebote.

  1. Die Liebe macht leben mit Gott eine persönliche Sache. Gottes Gebote sind nicht einige rein sachliche Regeln, die man einfach befolgen mu Es ist auch kein Gesellschaftsvertrag, so wie seit der Französischen Revolution oft über Gesetze gesprochen wird. Es geht in einem Leben nach Gottes Wille um unser Herz. Um Liebe zu Gott, woraus Leben in Gehorsam Gottes Gesetz folgt.

Wenn man den Herrn als seinen Gott, Vater und Erlöser kennen gelernt hat, will man aus Liebe für ihn leben. Da gibt es keine Gesetzlichkeit mehr. Die Liebe lehrt uns, nach Gottes Wille zu leben als eine Sache unseres Herzes. Es handelt sich dabei nicht nur um einen Teil unseres Lebens. Christus sagt es selber so: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.“ Matt. 22,37

Es geht um unser Leben in seiner Totalität; in allem mit Gott leben. Die Liebe als Erfüllung des Gesetzes lehrt uns, dass das Leben eins ist. Dass es Leben mit dem Herrn ist und demzufolge Leben nach seinem Willen, wie er ihm in seinem Wort bekannt gemacht hat.

  1. Liebe als Erfüllung des Gesetzes heißt auch, dass wir wirklich, tatsächlich Gottes Willen tun. In der Tat, in unseren Gefühlen, in unserem Denken und im Sprechen. Dass die Liebe nicht nur ein Gefühl ist, sondern gerade auch in Taten besteht, wird schon daraus klar, dass es auch ein Gebot gibt, zu lieben.

Ich nenne jetzt nur einige der vielen Bibelstellen, die zeigen, dass die Liebe sich in Taten und in den Wille dazu. äußert Dass die Liebe zum Dienst an Gott drängt.

Galater 5,6: „Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.“

Jakobus 1,22-25: „Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst. Denn wenn jemand ein Hörer des Worts ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein leibliches Angesicht im Spiegel beschaut; denn nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergißt von Stund an, wie er aussah. Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat.“

Johannes 13,34-35: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebhabt. Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“

  1. Die Liebe als Erfüllung des Gesetzes heißt auch, dass es um Liebe für Gott und für den Nächsten geht. Diese beide sind nicht voneinander zu trennen. Es ist der Herr, der diese beiden an einander gebunden hat.

Das spricht ganz klar aus den zehn Geboten und auch aus der Zusammenfassung, die Christus davon in Matthäus 22,37-40 gibt. Das Trennen dieser beiden wird in der Heiligen Schrift sehr eindeutig verurteilt. Das lesen wir zum Beispiel in 1. Johannes. Ich deute zwei Stellen aus diesem Brief an:

2,10-11: „Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht, und durch ihn kommt niemand zu Fall. Wer aber seinen Bruder haßt, der ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wo er hingeht; denn die Finsternis hat seine Augen verblendet.“

4,20-21: „Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und haßt seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht. Und dies Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, daß der auch seinen Bruder liebe.“

In unserer Zeit sieht man auch das Gegenteil geschehen. Dass es nur um die Liebe zum Nächsten gehe. Liebe zu Gott wäre nicht wirklich bestimmend. Es gehe nicht wirklich darum, den Herrn nach seinem Wort als dem einzigen Gott zu dienen und ihm als unserem großen Geliebten unsere Liebe und unser Vertrauen zu geben. Leben in Liebe für den Nächsten würde ohne Christus gehen und deshalb auch ohne Gottes Gebote. Man könne sich diesbezüglich auf sein Gefühl und auf den Zeitgeist verlassen. Auch das streitet sehr klar mit dem was der Geist uns in der Bibel lehrt.

Aus das reichlich vorhandene, nenne ich nur drei Absätze die begründen, daß es so nicht ist:

  1. Mose 6,1-2: „Dies sind die Gesetze und Gebote und Rechte, die der Herr, euer Gott, geboten hat, daß ihr sie lernen und tun sollt in dem Lande, in das ihr zieht, es einzunehmen, damit du dein Leben lang den Herrn, deinen Gott, fürchtest und alle seine Rechte und Gebote hältst, die ich dir gebiete, du und deine Kinder und deine Kindeskinder, auf daß du lange lebest.“                                  5  Mose 13,2-5: "Wenn ein Prophet oder Träumer unter euch aufsteht und dir ein Zeichen oder Wunder ankündigt und das Zeichen oder Wunder trifft ein, von dem er dir gesagt hat, und er spricht: Laß uns andern Göttern folgen, die ihr nicht kennt, und ihnen dienen, so sollst du nicht gehorchen den Worten eines solchen Propheten oder Träumers; denn der Herr, euer Gott, versucht euch, um zu erfahren, ob ihr ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele liebhabt. Dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr folgen und ihn fürchten und seine Gebote halten und seiner Stimme gehorchen und ihm dienen und ihm anhangen.“

Matthäus 28,19: „Darum geht hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“

 

Erfüllung des Gesetzes ist also nicht nur Liebe zum Nächsten. Es ist zuerst Liebe zu Gott und daraus folgend Liebe zum Nächsten nach den Geboten, die der einzige Gott uns gegeben hat.

 

  1. Liebe und Gehorsam gehören zusammen. Erfüllung des Gesetzes heißt, dass man immer mehr aus Liebe nach Gottes Gesetz leben will. Die Liebe lässt immer mehr einsehen, was im eigenen Leben gegen Gottes Willen ist. Die echte Liebe, die Gottes Gebote tief in einen hereindringen lässt, lässt einen immer mehr seine Sünden sehen.

Das Tiefgreifende des Gesetzes Gottes sehen wir ganz klar in der Bergpredigt (Matthäus 5-7). Es ist Christus, der da erkennen lässt, dass Gottes Gebote nicht nur bestimmte Taten als Sünden identifizieren, sondern auf die Begierden und Gefühle unseres Herzens zugehen. Begierden und Gefühle sind der Anfang eines Weges, der dann in Taten zum Ausdrück kommen. Sowohl Begierden und Gefühle als auch die Taten werden von den Geboten Gottes angesprochen. Christus weist darauf hin, dass die Liebe zu Gott und den Nächsten tief in unser Herz greifen muss. Es geht nach Gottes Gesetz um ein Leben mit Gott von Herzen heraus und um unser Leben im Ganzen.

 

  1. Zuletzt möchte ich in dieser Andacht noch auf eine Sache hinweisen. Die Liebe hat auch alles zu tun mit Umstände in den verschiedene Pflichte anscheinend aufeinander stoßen.  Es gibt Umstände in den das Gehorchen an verschiedene Gebote verschiedenes Handeln zugleich zu fordern scheint. In der christliche Ethik gibt es hierzu verschiedene Denkarten.

Auch unter Personen die ihre Ethik auf Gottes unfehlbares Wort fundieren möchten en Gottes Gebote ernst nehmen.[4] Ein Beispiel einer solchen Zusammenstoß von Pflichten ist die sogenannte Notlüge.[5] Ein in Holland bekanntem Beispiel stammt aus der Besatzung während des Zweiten Weltkriegs, wenn deutsche Soldaten fragten: Haben Sie Leute versteckt in Ihrem Haus? Wenn dem so wahr, sollte man dann mit ‚Ja‘ antworten oder sollte man ‚Nein‘ sagen? Einer solche Situation entsteht nicht weil Gottes Gebote widersprüchlich wären. Sondern weil die Sünde eine solche Situation verursacht.

Gottes Liebe verlangt von uns in einer solche Situation nicht an die Ungerechtigkeit mit zu wirken. Man kann in sonderliche Situationen durch ‚Gehorsam‘ einem Gebot gegenüber mitwirken an den Tot eines Unschuldigen. Wegen der Sünden, stoßen in ein solcher Fall die Gebote zusammen. Im oben genannter Fall das Gebot nicht zu töten und das Gebot kein falsches Zeugnis gegen deinen Nächsten zu geben. Dann muß man nachgehen, was in Liebe zu Gott und den Nächsten am schwersten wiegen muß.

 

Noch einmal die Liebe

Wenn wir alles überschauen, wird klar, dass die Liebe als Erfüllung des Gesetzes nichts vom konkreten Gebot Gottes wegnimmt.[6] Die Liebe als Erfüllung des Gesetzes ist nicht ein Gefühl oder eine Emotion, die Gottes Gebote ganz oder teils beiseiteschiebt. Die Liebe ersetzt die von Gott gegebenen Gebote nicht.

Die Liebe lässt gerade verstehen, dass es in einem Leben nach Gottes Geboten genau darum geht, aus Liebe zu Gott zu leben und anzufangen, sich in die Richtung Christi als Bild Gottes zu verändern. Also sich von dem Geist ändern zu lassen, nach den Geboten und dem Wort Gottes.

Die Liebe als Erfüllung des Gesetzes lehrt uns gerade einzusehen, wie es in einem Leben nach Gottes Gebote um das ganze Leben in seiner Tiefe und Totalität geht. Lernen, nach Gottes Willen zu leben und so in Liebe zu Christus.

Dann wird die Liebe nie von dem Gehorsam zu Gottes Willen nach seinem Gebot  abgetrennt. Wenn dies für unser Gefühl doch so wäre, sollten wir gerade von Gottes Gebot her einen Mangel an Liebe in unserem Leben bittend angehen. Die echte Liebe lehrt, voller Überzeugung nach Gottes Gebote zu leben. Das heißt u.a., dass diese Argumentation: ‚diese Leute lieben sich‘ oder ‚sie tun dies oder das aus Liebe‘, nie ein Leben gegen Gottes Gebote rechtfertigen kann.

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.